Sustainability

Tierversuche in der Kosmetik

31 Mai 2024

Nachhaltigkeit und ethisches Bewusstsein rücken immer mehr in den Vordergrund und so stehen Tierversuche in der Kosmetikindustrie im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik. Obwohl das Bild eines in einem Labor eingesperrten Kaninchens grauenhaft ist, bleibt die Praxis in vielen Teilen der Welt eine gängige Methode zur Sicherheitsbewertung von Kosmetikprodukten – auch wenn Mensch und Tier physiologisch gesehen unterschiedlich sind. 

Trotz ethischer und wissenschaftlicher Bedenken existieren in Europa Gesetzeslücken, die Tierversuche für Kosmetik erlauben. Dabei stellt sich die Frage: Ist es wirklich notwendig, für Kosmetika auf Tierversuche zurückzugreifen? In diesem Artikel widmen wir uns diesem Thema und erklären, wieso wir bei ADA Cosmetics bewusst auf Tierversuche verzichten.

Wie werden Tierversuche durchgeführt?

Bei Tierversuchen in der Kosmetik werden Chemikalien auf Tiere angewendet, um die Sicherheit von Kosmetikprodukten zu testen. Die sogenannten Reizungs- und Ätzungstests umfassen verschiedene Methoden, bei denen chemische Stoffe auf die rasierte Haut oder das Fell der Tiere aufgetragen oder in diese gespritzt werden. Auch die Exposition der Augen ist eine gängige Praxis, bei der Chemikalien als Flüssigkeit eingeträufelt, als Pulver hineingegeben oder als Gas auf die Hornhaut gesprüht werden. 

Nach der Anwendung werden die Tiere bis zu 14 Tage lang sorgfältig beobachtet, um die Entwicklung ihrer Verletzungen zu überwachen. Oft zeigen sie Anzeichen von Entzündungen und Geschwüren sowie eiternde und blutende Wunden. Diese Auswirkungen können auch langfristige gesundheitliche Probleme verursachen und sogar zum Tod führen.

Vor allem Nagetiere wie Mäuse, Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen sind von diesen Versuchen betroffen. Die Tiere sind während der Experimente schutzlos den Menschen ausgesetzt und erleiden Angst und massive Schmerzen.

Sind Tierversuche für Kosmetik in Deutschland verboten?

In Deutschland sind Tierversuche in der Kosmetik bereits seit 1998 durch das Tierschutzgesetz verboten. Auf europäischer Ebene regelt die europäische Kosmetikverordnung (EG) NR. 1223/2009[1] die Thematik wie folgt:

  • Tierversuchsverbot: Seit 2009 gilt in der gesamten EU ein Verbot von Tierversuchen für Kosmetik und deren Inhaltsstoffe.
  • Vermarktungsverbot: Seit 2013 besteht ein EU-weites Verbot von Tierversuchen und Kosmetik aus dem nichteuropäischen Ausland, die an Tieren getestet wurden. Produkte, die Tierversuche durchlaufen haben, dürfen seit dieser Verordnung nicht mehr in den europäischen Wirtschaftsverkehr gebracht werden.

Obwohl diese Regelungen eindeutig erscheinen mögen, wird in der EU nicht so konsequent auf Tierversuche verzichtet, wie das Gesetz es suggeriert. Die Realität sieht oft anders aus.

Warum werden Tierversuche in der Kosmetik durchgeführt?

Obwohl stichhaltige Argumente für Tierversuche in der Kosmetikindustrie fehlen, existieren weiterhin gewisse Umstände, die diese Praxis ermöglichen. Das bestehende EU-Verbot von Tierversuchen in der Kosmetik kann aufgrund von Gesetzeslücken und sich überschneidenden Zuständigkeiten umgangen werden.

Im Rahmen der Chemikalienverordnung REACH[2] müssen bestimmte Inhaltsstoffe an Tieren getestet werden, wenn sie als gefährlich angesehen werden oder eine Risikobewertung für die Umwelt erfordern. Darüber hinaus schreibt die Gesetzgebung Tierversuche vor, wenn Chemikalien nicht ausschließlich in Kosmetikprodukten verwendet werden, sondern auch in Alltagsgegenständen wie Wandfarben oder Reinigern zu finden sind. Diese Regelungen schaffen umfassende Ausnahmen für kosmetische Inhaltsstoffe, wodurch sie unter die REACH-Verordnung fallen.

Obwohl Tierversuche für Kosmetikprodukte in der EU verboten sind, werden sie in anderen Ländern weiterhin praktiziert. Die EU kann also nur begrenzt kontrollieren, ob Tierversuche im Ausland durchgeführt wurden, da das Verbot nur für die von der EU vorgeschriebenen Sicherheitstests gilt. Unternehmen müssen dabei nicht offenlegen, ob andere Inhaltsstoffe außerhalb der EU an Tieren getestet wurden, weshalb eine lückenlose Überprüfung auf Tierversuchsfreiheit kaum möglich ist.

In Ländern wie China oder Russland sind Tierversuche in der Kosmetik zudem erlaubt bzw. sogar vorgeschrieben. Um Produkte auf dem chinesischen Markt zu verkaufen, müssen Unternehmen diese bei einer Registrierungsbehörde anmelden, die wiederum Tierversuche veranlasst. Obwohl diese Tests kostspielig sind, rentieren sie sich aufgrund des hohen Marktpotenzials. Unternehmen, die wirtschaftlichen Gewinn erbringen wollen, nehmen daher wissentlich Tierversuche in Kauf.

Trotzdem gibt es auch in China positive Entwicklungen: Seit 2021 dürfen ausländische Produkte, die als herkömmliche Kosmetik (Non Special Use) eingestuft werden, ohne Tierversuche in China verkauft werden. Kosmetik für besondere Zwecke (Special Use) wie Sonnenschutzmittel, Haarfärbemittel und Produkte mit medizinischen Wirkstoffen müssen jedoch weiterhin Tierversuche durchlaufen.

Sind Tierversuche in der Kosmetik notwendig?

Grundsätzlich gibt es keine zwingenden Argumente für Tierversuche in der Kosmetik. Es gibt bereits eine Fülle von sicheren, tierversuchsfreien Inhaltsstoffen. Demnach müssen Unternehmen nicht auf Substanzen zurückgreifen, die an wehrlosen Tieren getestet wurden. 

Insgesamt werfen Tierversuche in der Kosmetik nicht nur ethische Bedenken auf, sondern liefern auch fragwürdige wissenschaftliche Ergebnisse. Da Tiere anatomisch und physiologisch anders reagieren als Menschen, werden stetig alternative, tierversuchsfreie Methoden entwickelt und verbessert. Auf diese Weise können Kosmetika bedenkenlos genutzt werden, ohne dass die Sicherheit gefährdet wird oder Tiere unter der Herstellung leiden müssen.

Was gibt es für Alternativen zu Tierversuchen?

Der technologische Fortschritt hat alternative Testmethoden ermöglicht, die nicht nur ethischer, sondern oft auch kostengünstiger und präziser sind als traditionelle Tierversuche. Die folgenden Beispiele zeigen nur einen kleinen Ausschnitt aus den vielen Forschungsmethoden, die es als Alternative zu Tierversuchen gibt. 

 

In-vitro-Methoden

Bei In-vitro-Tests (lat. im Glas) werden dreidimensionale Gewebemodelle der menschlichen Hornhaut, Atemwege und des Verdauungstrakts außerhalb eines lebenden Organismus repliziert. Diese Methoden befreien nicht nur Tiere von der Exposition gegenüber Chemikalien, sondern liefern auch genauere Informationen über die Verträglichkeit von Kosmetika. Schließlich führt die Bewertung auf Basis menschlicher Zellen zu aussagekräftigeren Ergebnissen. 

 

Computermodelle

Daneben werden Computersimulationen, auch In-Silico-Methoden genannt, kontinuierlich weiterentwickelt. Durch den Zugriff auf umfangreiche Datenbanken von Chemikalien können moderne Softwares die Wirkungsweise und Toxizität neuer Substanzen simulieren, ohne dass weitere Tests erforderlich sind.

 

Simulationsmodelle

Die Künstliche Intelligenz und Virtuelle Realität haben in der Zwischenzeit auch in der Medizin Einzug gehalten. So können neben Attrappen oder Virtual Reality als Simulatoren der menschlichen Anatomie herangezogen werden.

Was können Verbraucher gegen Tierversuche unternehmen?

Ob ein Unternehmen auf Tierversuche in der Kosmetik verzichtet, hängt letztlich von seiner Integrität und Moral ab. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie selbst keinen Einfluss auf die Ungerechtigkeit in der Kosmetikindustrie nehmen können.

Privatpersonen können zum Beispiel aktiv werden, indem sie Petitionen unterschreiben. Auf der Website der Tierrechtsorganisation PETA finden Sie eine Petition, die den Stopp von Tierversuchen in der Kosmetik fordert. Das sendet eine klare Botschaft an Unternehmen und zeigt, dass Sie Tierversuche nicht unterstützen und Alternativen fordern.

Daneben können Sie Produkte verwenden, die mit Tierversuchsfrei-Siegeln ausgezeichnet sind. Hier sei allerdings Vorsicht geboten: Manche Unternehmen kennzeichnen zwar vereinzelt Produkte als tierversuchsfrei, führen aber für andere Kosmetik dennoch Tierversuche durch. 

Zusätzlich können Sie auf vegane Kosmetik setzen. Oft enthalten Kosmetika tierische Bestandteile wie Bindegewebe von geschlachteten Tieren oder Keratin aus Hufen, Hörnern und Federn. Vegan zertifizierte Produkte bieten eine sichere Alternative, die auf natürlichen oder synthetischen Inhaltsstoffen basiert. Vegane Kosmetik ist zwar nicht zwangsläufig tierversuchsfrei, aber sie ist dennoch ein Schritt in die richtige Richtung.

Wie sich ADA Cosmetics für Tierschutz einsetzt

Bei ADA Cosmetics setzen wir uns für den Tierschutz ein. Wir sind der Überzeugung, dass kein Tier für die Schönheit leiden sollte. Daher haben wir Tierversuche aus unserem Entwicklungs- und Produktionsprozess verbannt: 

Wir halten uns strikt an die EU-Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 und führen keine Tierversuche zu kosmetischen Zwecken durch, weder für unsere Endprodukte noch für die verwendeten Inhaltsstoffe, es sei denn, dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Diese Prinzipien gelten für alle weltweiten Aktivitäten von ADA Cosmetics.

Wir stellen sicher, dass auch unsere Lieferanten tierversuchsfrei arbeiten. Von unseren Rohstofflieferanten sowie den Lieferanten unserer Endprodukte verlangen wir eine Bestätigung, dass sie seit dem 11. März 2013 keine Tierversuche mehr an ihren Rohstoffen oder Endprodukten durchgeführt haben. Diese Bestätigung ist eine Voraussetzung für eine Geschäftsbeziehung mit ADA Cosmetics. Auch dies geschieht in Übereinstimmung mit der EU-Verordnung (EG) Nr. 1223/2009.

Wir sind fest davon überzeugt, dass Tierversuche nicht notwendig sind, um die Sicherheit unserer Produkte oder der darin enthaltenen Inhaltsstoffe zu gewährleisten. Deshalb unterstützen wir die Forderung nach einem weltweiten Verbot von Tierversuchen für kosmetische Produkte.

Mit den Produkten von ADA Cosmetics können Sie sich entspannt zurücklehnen – in dem Wissen, dass Ihre Schönheitsroutine weder Tieren noch der Umwelt Schaden zufügt. Fühlen Sie sich gut mit Kosmetik, die ethisch einwandfrei ist und das Wohl aller Wesen im Blick behält.

FAQ

Was erleiden Tiere bei Tierversuchen?

Tiere sind Lebewesen mit Gefühlen, genau wie wir Menschen. Bei Tierversuchen leiden sie unter erheblichem Stress und großer Angst. Um einen einzigen Inhaltsstoff zu testen, werden oft über 1000 Versuchstiere verwendet. Die Tiere entwickeln durch die Tests häufig Wunden und Entzündungen, die ihnen wochenlang Schmerzen bereiten oder sogar Langzeitfolgen haben können. In einigen Fällen werden Tiere auch getötet und seziert.

Wie belastend sind Tierversuche für Tiere?

Insgesamt ist es schwierig zu pauschalisieren, wie sehr Tiere unter Tierversuchen leiden. Statistiken des Schweizer Bundesamts für Veterinärwesen zeigen jedoch, dass etwa ein Viertel der Tierversuche in der Schweiz belastend für die Tiere sind, wobei 3 % der Versuche als besonders belastend eingestuft werden. Es sei gesagt, dass die Regulierungen in der Schweiz strenger sind als in vielen anderen Ländern. Die Statistiken könnten für ein Land wie China somit ganz anders ausfallen.

Wie viele Tiere sterben für Tierversuche in der Kosmetik?

Viele Tiere müssen für Tierversuche in der Kosmetik jährlich ihr Leben lassen. Die genaue Anzahl der betroffenen Tiere lässt sich allerdings schwer ermitteln. Allein in China werden Schätzungen zufolge jedes Jahr mindestens 300.000 Tiere für Kosmetiktests eingesetzt. Weltweit dürfte die tatsächliche Zahl noch weit höher liegen.

Quellen

[1] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/ALL/?uri=CELEX%3A32009R1223
[2] https://echa.europa.eu/de/animal-testing-under-reach